Es ist nicht alles Gold, was glänzt, oder?

nicht alles Gold

Kennst du noch mehr solcher Redensarten? Denke einmal an die "Morgenstund" oder das "Eigenlob"? Dazu fallen dir bestimmt sofort die passenden Sätze ein, oder? Wahrscheinlich sind sie einmal entstanden, um Kinder zu belehren über die Welt und das Leben.

Doch nützen diese Redensarten uns wirklich?

Eigenlob stinkt
Ein Beispiel: Vor einiger Zeit kam eine junge Frau zu mir in die Praxis, weil sie in der Berufsschule nicht gut zurecht kam. Lernen fiel ihr schwer. Ihr Selbstbewusstsein hatte im Laufe der Jahre durch wiederholte Misserfolge sehr gelitten. Ich fragte sie nach ihren Talenten und Fähigkeiten: „Was fällt dir leicht, worin bist du wirklich gut?“. Sie druckste herum, schaute mich fragend an und sagte dann: „Das darf ich doch so nicht sagen?“ – „Wieso das denn?“ – „Das ist doch Eigenlob, und Eigenlob stinkt.“

Wie soll sich jemand mit dieser Einstellung auf eine Stelle bewerben?
Wie soll man sich so beruflich und persönlich weiterentwickeln können?

Letztendlich stellt sich doch die Frage:

  • Wenn wir uns selbst keine Anerkennung schenken, wer soll es dann tun?
  • Anerkennung ist ein Bedürfnis. Was bedeutet es, wenn ich immer darauf aus bin, dass Andere mir dieses Bedürfnis erfüllen?
     

Erst die Arbeit, dann das Vergnügen
Was bedeutet es für die Arbeit, wenn das Vergnügen erst dann kommen darf, wenn die Arbeit erledigt ist: Arbeit darf keinen Spaß machen! Ich glaube, dass tatsächlich viele Menschen danach leben und damit sehr unzufrieden sind. Ist das nicht schade? Sie verbringen acht oder mehr Stunden am Tag mit Dingen, die keine Freude machen?

In der Schulzeit fängt das schon an.
Viele kennen das: „Zuerst machst du deine Hausaufgaben, dann darfst du spielen.“ Was für eine Einstellung bekommen wir dadurch zum Lernen, zum Beruf, zur Arbeit? Kein Wunder, dass so viele Kinder Hausaufgaben hassen. Vielleicht hat das nicht nur mit unserem Schulsystem und den Lehrern zu tun, sondern auch mit solchen Redensarten?
Ich bin jedenfalls heilfroh, dass ich diesen Glaubenssatz für mich gelöst habe und heute einem Beruf nachgehe, der mir sehr viel Freude bereitet. Meine Arbeit ist mir ein Vergnügen.

Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmer mehr
Bedeutet das etwa, das Erwachsene nicht mehr lernfähig sind? Dass dieser Satz kompletter Blödsinn ist, ist wohl jedem klar. Ich frage mich nur: Wie kommt es, dass er sich immer noch in unserer Sprache und Tradition am Leben erhält. Oder doch nicht? Kennst du diesen Satz noch?

Reden ist Silber, Schweigen ist Gold
Ist das so? Kommt darauf an, würde ich sagen. Natürlich gibt es Situationen, in denen es taktlos wäre, zu sagen, was man denkt. Besser ist es dann, den Mund zu halten, anstatt andere zu verletzen oder zu beleidigen.
Dann gibt es die Menschen, die viel reden und nichts sagen. Ich habe in meiner Laufbahn als Lehrerin viele solche Situationen erlebt, und empfinde das als Verschwendung von Ressourcen und Lebenszeit – mal ganz abgesehen von dem volkswirtschaftlichen Schaden, der dadurch entsteht.
Andererseits gibt es Situationen, in denen es wichtig ist, zu reden. Zu bestimmten Themen wird leider immer noch viel zu viel geschwiegen: Gewalt in der Familie, Mobbing in der Schule oder am Arbeitsplatz, sexuelle Übergriffe etc. Vielleicht haben die Betroffenen gelernt: „Reden ist Silber, schweigen ist Gold“ und sagen deshalb nichts?

Das Leben ist ...
Dann wären da noch generelle Aussagen über das Leben. Na, wie würdest du diesen Satz fortsetzen? Das Leben ist ... „ein Abenteuer“ ... „einfach schön“, oder vielleicht „kein Ponyhof“, „hart und ungerecht“.
Letzteres ist wohl der Killer für jede Art von Gelassenheit und Leichtigkeit.

Fazit: Glaub nicht alles, was du denkst
Hinterfrage deine Gedanken bei solchen Redensarten, aber auch bei Glaubenssätzen, die in unserer Kindheit tief in unserem Unterbewusstsein verankert wurden:

  • "Du musst lieb sein“,
  • „Sei doch nicht so...“ (hier kannst du dein eigenes Wort einfügen),
  • „Ich darf keine Fehler machen.“

Ich finde es immer wieder spannend, mit meinen Klienten solche unbewussten Sabotageprogramme aufzuspüren und aufzulösen.

Und plötzlich wird alles leichter.

Letztendlich haben wir doch die Wahl, was wir glauben wollen, oder nicht?

Erst die Arbeit
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